Meine heutige Route ging von Schachern in Richtung Gößler Alm, durch den Aibl Sattel, entlang der Graswand, vorbei am Dreibrüdersee, zum Salzofen, weiter zum Wilden Gößl, durch den Ablasser hinunter in Richtung Elmgrube, über die Lahngangseen, weiter durch die Schafbühel zum Draußengatterl und durch das Kanzlermoos zurück zum Ausgangspunkt.
Der Weg ist schon recht lang, es sind einige Höhenmeter zu überwinden, aber im wesentlichen ohne Kletterei, ein nur gelgentlich anspruchsvoller Wanderweg. Die höchtsten Stellen sind der Salzofen mit 2072 m und der Wilde Gößl mit 2066 m.
Wieder einmal muss ich vor allem schauen, dass ich die Strecke in angemessener Zeit bewältige. Eigentlich nehme ich mir vor, nur wenige Fotos zu machen, um mich nicht zu sehr aufzuhalten. Denn um ehrlich zu sein, mein Abendessen im Hotel möchte ich nicht versäumen.
Dementsprechend zeigen die Fotos zwar die aufgefundenen Pflanzen und wesentliche Details. Aber ich mache mir nicht die Mühe, mehrmals das Gleiche zu fotografieren um daheim dann das Schönste auszusuchen. Außerdem hol ich meistens das Handy nicht noch einmal heraus, wenn ich ein vielleicht schöneres Exemplar der selben Art entdecke. Das nehm ich mir dann in eigenen kürzeren rein botanischen Wanderungen in der Zukunft vor.
Kurz bevor der Weg 213, dem ich zum Aufstieg zur Gößler Alm folge, sich vom Weg 214, auf dem ich am Ende des Tages glücklich wieder herunterkomme, trennt, geh ich ein paar Meter in Richtung der wunderschönen sumpfigen Wiese des Gößler Schwaiber mit Wollgras und noch etwas Besonderem.
Die Feuchtwiese ist ein typischer Standort für Epipacits palustris/Sumpf-Ständelwurz, eine der rund 40 Orchideenarten, die in unserer Gegend (steirisches Salzkammergut) vorkommen.
Zur Ordnung der Poales/ Süßgrasartige gehört die Familie der Cyperaceae/Sauergrasgewächse, zu denen auch die Gattung Eriophorum/Wollgräser zählt. Sie kommen in Mooren und Feuchtwiesen, so auch auf unserer Wiese im Gößler Schweiber vor.
Nun geht es bald steiler bergauf entlang einem südlich gelegenen Pfad.
Ich freue mich immer wenn ich die nicht gar so häufige echte Goldrute/Solidago vigaurea sehe, so dass mir die auch ein Foto wert ist. Auch wenn das Foto nicht so ganz geglückt ist. Die Pflanze findet in der Urologie Verwendung.
Asplenidum viridae/ der grünstielige Streifenfarn ist in den Kalkalpen durchaus verbreitet. Er gehört zu den Tüpfelfarngewächsen und ist systematisch weit entfernt von Nakt- und Bedecktsamern. Das ist auch der Grund, warum ich mich so über ihn freue, auch wenn das Foto wieder einmal in der Eile nicht besonders gut glungen ist.
Übrigens fällt mir gerade auf, dass ein weiteres systematisch weit entferntes Lebewesen auf dem Bild ist, nämlich ein zur Abteilung Bryophyta (oder nach anderen Quellen: Unterabteilung Bryophytina) zählendes Laubmoos.
Am gleichen Weg achte ich auf weitere Farne und finde bald hintereinander Blechnum spicant/ den gewöhnlichen Rippenfarn und Athyrium filix femina/ den Waldfrauenfarn.
Am gleichen Weg, sonnig südlich, begegene ich immer wieder einem hellen Lippenblütler, dem gelben Ziest, oder gelber Betonia. Er ist in den etwas höheren Lagen an den südlichen Hängen häufig im Toten Gebirge.
Die nächste gelbe Pflanze treffe ich auch häufig, in diesem Fall gemeinsam mit einem blauen Vertreter der gleichen Gattung der großen Familie der Ranunculaceae/ Hahnenfußgewächse.
Nämlich den gelben Eisenhut/ Aconitum lycoctonum und den blauen Eisenhut/ Aconitum napellus.
Der gelbe ist wieder etwas unscharf, im Vorbeigehen fotografiert. Den blauen hab ich schon oft fotografiert. Aber genau diese beiden waren halt unterhalb der Gößler Alm und sollen daher, auch wenn ich schon schönere Fotos von Vertretern der Gattung habe, gewürdigt werden.
Der nächste giftige Freund ist der Seidelbast/ Daphne mezereum, den ich mit reifen roten Früchten antreffe. Einen Vertreter der Art weiß ich auch im Wald in der Nähe der Windischhütte im Naturpark Eichenhain. Dort hab ich ihn schon am 1. März blühen gesehen.
Nun geht es bald weiter über die Gößler Alm zum Aibl.
Jetzt bin ich in der Höhenlage, wo Zirben und Latschen gedeihen. Wenn man an den Zirben vorbeigeht gibt es ein ziemliches Gezeter. Ich nehme an, dass es sich bei den Verursachern um Nucifraga caryocatactes/ den Tannenhäher handelt, der in den Zirben wohnt, ihre Samen frißt, aber vor allem auch verbreitet.
Hier begegnet mir auch der erste Enzian.
Ich hab mich jetzt schon ziemlich aufgehalten und nehme mir vor bis zu meinem ersten Hauptziel dem Salzofen zügig weiterzugehen und nicht mehr zu fotografieren.
Aber ich kann allem widerstehen nur der Versuchung nicht. Und als ich den nächsten Enzian sehe, muss ich wieder stehen bleiben.
Zur Orientierung: wir befinden uns oberhalb des Dreibrüdersees, den ich heute aus Zeitgründen nicht ausuchen möchte. Es zetert wieder ganz kräftig, das heißt vor uns und über uns ist eine Zirbe. Ich kann den Hähern jetzt aber auch nicht helfen, weil ich muss schauen, ob es in der Lacke, die da ist, irgend etwas Bemerkenswertes gibt. Und tatsächlich, ich weiß zwar nicht, wie es heißt, aber da ist etwas.
Wir befinden uns also im Längtal, entlang der Graswand.
Hier interessiere ich mich für die Apiace/ Doldenblütler Peucedanum ostruthium/Meisterwurz, die direkt neben Veratrum album/ weißer Germer steht.
Bald führt der Weg so nahe an die Graswand, dass man die Lahngangseen erkennen kann.
Auf den ersten Blick würde man bei den dicht kopfigen Blütenstände von Phyteuma/ Teufelskralle nicht daran denken, dass es sich um Campanulaceae/ Glockenblumengewächse handelt.
Schon ein bisschen höher, beim Anstieg auf den Salzofen fällt mir Achillea clavennae/ die bittere Scharfgabe auf, die ich besonders wegen ihres intensiven Geruchs mag.
Bereits am Salzofen treffe ich eine Steibrechart, die ich für Saxifraga caesium/ blaugrüner Steinbrech halte.
Immer wieder auf dem Weg sehe ich auch eine Bladrianart.
Im Unterschied zu Valeriana officinalis s.l./ Arzneibaldrian ist Valeriana montana/ Bergbaldrian vor allem kleiner und hat ungefiederte Blätter.
Von Valeriana saxatilis/ dem Felsenbaldrian unterscheidet er sich darin, dass er zwischen der Grundrosette und der Schrimrispe mehr Reihen von gegenständigen Stängelblättern hat und die Schrimrispe doldiger erscheint. Außerdem ist er doch etwas größer. Nun ist die Größe kein so tolles Unterscheidungsmerkmal, da ein kleines Exemplar der größeren Art auch einmal kleiner, als ein großes der kleineren Art sein kann. In diesem Fall sind auch wenige Reihen von Stängelblättern vorhanden. Aber aufgrund es gesamten Habitus und insbesonder der dichten doldig imponierenden Schirmrispe (=“Trugdolde“) nehme ich an, dass es sich um Valeriana montana handelt.
Vom Salzofen hab ich nur ein Foto, auf dem ich auch drauf bin und so ineressant bin ich nicht, daher veröffentliche ich es nicht.
Danach geht es nach unten und einen Grad entlang wieder hinauf Richtung wilder Gößel.
Nun einen steileren Weg hinunter Richtung Ablasser, Elmgrube und Lahngangseen.
Schon in deutlich tieferen Gefielden fällt mir eine Pflanze auf, die mich gleich einmal von der Farbe und Art der Blüte an Cichorium intybus/ Wegwarte erinnert. Aber am Weg von der Elmgrube zum hinteren Lahngangsee kommt natürlich die Wegwarte nicht vor. Dafür gibt es Lactuca alpina/ Alpenmilchlattich, einen anderer Vertreter der Cichoriadeae.
Die nächste Pflanze erinnert einen auch gleich an etwas, nämlich an einen Hahnenfuß. Also ein weißer Hahnenfuß mit Blättern, die auf den zweiten Blick irgendwie charakteristisch wirken.
So, jetzt geht es aber wirklich zügig von den Lahngangseen über die Schafbühel zum Draußengatterl, weiter zum Kanzlermoos und durch den Wald zurück nach Schachern, wo ich bei Tageslicht und rechtzeitig zum Abendessen glücklich ankomme.