Taxonomie
Zur Familie der Hanfgewächse/Cannabaceae gehörten lange Zeit nur die Gattungen Hanf/Cannabis und Hopfen/Humulus.
Aufgrund von molekulargenetischen Untersuchungen werden nun auch die Celtidoideae zur Familie der Hanfgewächse/Cannabaceae gezählt. Obwohl die Celtidoideae weit mehr Arten umfassen, als die Gattung Cannabis, bleibt es aus Prioritätsgründen bei der Bezeichnung Hanfgewächse/Cannabacea für diese Familie.
Ein bei uns vorkommendes Beispiel für die Celtidoideae wäre der europäische Zürgelbaum/Celtis australis.
Für die Pflanzenheilkunde sind weiterhin die Gattungen Hopfen/Humulus und Hanf/Cannabis relevant.
Die Gattung Hopfen/Humulus umfasst drei Arten nämlich den echten Hopfen/Humulus lupulus sowie den Japanischen und den Yunnan Hopfen (China).
Die Gattung Hanf/Cannabis wurde von Carl von Linné Mitte des 18. Jahrhunderts ursprünglich als monotypische Gattung mit dem einzigen Vertreter gewöhnlicher Hanf/Cannabis sativa gesehen.
Später wurden von Cannabis sativa die Arten Cannabis indica (Lamarck, Ende 18. Jahrhundert) und Cannabis ruderalis (1926) differenziert.
Derzeit geht man wieder davon aus, dass zwei distinkte Arten bestehen, nämlich Cannabis sativa und Cannabis indica. Die Forschung dazu ist noch im Gange.
Aus der Familie der Hanfgewächse/Cannabaceae sind also phytotherapeutisch vor allem drei Arten bedeutsam: der echte Hopfen/Humulus lupulus, der gewöhnliche Hanf/Cannabis sativa und der indische Hanf/Cannabis indica.
Phytotherapeutische Bedeutung:
Echter Hopfen/Humulus lupulus:
Der echte Hopfen/Humulus lupulus ist vor allem als wesentliche Würze beim Bierbrauen mit seinen Bitterstoffen bedeutsam.
Außerdem ist ein Abbauprodukt der Bitterstoffe Humulon und Lupulon, das 2-Methyl-3-buten-2-ol als sedierend wirksam erkannt worden und wird phytotherapeutisch eingesetzt.
Ein Flavonoid (8-Prenylnaringenin) hat phytoöstrogene Wirkung, wird aber phytotherapeutisch nicht eingesetzt. Die Konzentration des Phytoöstrogens im Bier ist ebenfalls so gering, dass eine östrogene Wirkung nicht zu erwarten ist. Lediglich Zyklusstörungen bei Hopfenpflückerinnen werden damit in Zusammenhang gebracht.
Gewöhnlicher Hanf/Cannabis sativa und indischer Hanf/Cannabis indica:
Therapeutisch bedeutsam sind derzeit vor allem die Cannabinoide, von denen es über 120 verschiedene gibt. Die bekanntesten und derzeit bedeutendsten sind das Delta-9-Tetrahydrocannainol (THC) und Cannabidiol (CBD). Außer den über 120 verschiedenen Cannabinoiden kommen noch viele andere Inhaltsstoffe in Cannabis vor (z.B. ätherische Öle und Alkaloide). Aufgrund dieser Tatsachen ist deutlich, dass die wissenschaftliche Beurteilung der ganzen Hanfpflanze komplex ist und sich nicht in der Beschäftigung mit THC und CBD erschöpfen kann.
Aufgrund der Gesetzeslage wurden lange Zeit nur wenige qualitativ hochwertige klinische Studien mit Cannabis durchgeführt. Demgegenüber steht eine große Zahl anderer Veröffentlichungen.
Cannabis dürfte eine große Zahl von möglichen Anwendungsgebieten haben. Gut etabliert sind aber nur wenige:
- Übelkeit und Erbrechen bei schweren Erkrankungen (Krebs, Chemotherapie)
- Gewichtsabnahme bei Krebs und Aids.
- Verschiedene chronische Schmerzformen, insbesondere neuropathische Schmerzen.
- Spastik bei multipler Sklerose.