Nachdem ich
bei meinem letzten Spaziergang vom blühenden Corylus avllana (Haselnuss)
Fotos sowohl der blühenden männlichen Kätzchen, als auch des kleinen weiblichen
Blütenstandes machen konnte, wollte ich mich heute vor allem an einen
Erlenstandort begeben um mit etwas Glück dem nächsten Birkengewächs (Familie
Betulaceae) beim Blühen zuzuschauen.
Bereits
gestern hab ich etwas weiter unten im Dorf Cornus mas (Gelber
Hartriegel, „Dirndln“) gelb blühen gesehen. Auf meinen üblichen Spaziergängen
durch den Wald ist mir der gelbe Hartriegel allerdings noch nie begegnet. Ich
erwähne ihn hier, weil er eben typisch bald nach der Hasel blüht. Da ich ihn
gestern nicht fotografiert habe, füge ich einige Bilder ein, die ich im März
2015 in der Lobau gemacht habe.
Beim Anmarsch auf den Wald zu beschloss ich, auch eine Esche zu fotografieren, die mit Xanthoria parietina (gewöhnliche Gelbflechte) bewachsen ist. Ich beschäftige mich erst seit einigen Monaten auch mit Flechten und Moosen. Diese häufige und schöne gelbe Flechte war unter den Ersten, die mir auffielen. Sie ist das ganze Jahr über gleichartig sichtbar. In der Vegetationsperiode ist die Aufmerksamkeit aber von vielen Blütenpflanzen abgelenkt, so dass Flechten und Moose weniger beachtet werden.
Xanthoria
parietina ist eine
alte „Heilpflanze“ und unter dem Namen Lichen parietinus auch in der
Pharmacopoea Austriaca 1812 angeführt. „Heilpflanze“ unter Anführungszeichen,
da Flechten ja keine Pflanzen sind, sondern eine Symbiose zwischen einem Pilz
und einer Grünalge, oder Blaualge. Wobei Blaualgen ja nach neuerem Wissen gar
keine Algen, sondern Bakterien sind. Wie auch immer, die häufige Xanthoria
parietina (gewöhnliche Gelbflechte) war unter dem Namen Lichen parietinus
als „Heilpflanze“ schon lange bekannt. Sie wurde antimikrobiell eingesetzt.
Der nächste alte Bekannte, der mir begegnete war Tussilago fafara (Huflattich). Er ist in der Pharmacopoea austriaca 1812 angeführt und als Schleimstoffdroge bei Husten wirksam. In den letzten Jahren kam der Huflattich aber dadurch ins Gerede, dass er giftige Pyrrolizidinalkaloide enthalten kann. Pyrrolizidinalkaloide sind an sich sehr giftige (auch krebserregende) Pflanzeninhaltsstoffe, die in Asteraceen z.B. in Petasitesarten häufig und z.T. in höherer Konzentration vorkommen. Die Konzentration im Huflattich ist vermutlich nicht besonders hoch und es gibt auch pyrrolizidinalkaloidfreie Sorten. Trotzdem ist der Huflattich aus der Mode gekommen.
Ich folgte einem Weg, auf dem noch einige Huflattichpflänzchen blühten und traf bald ganz junge Urtica dioica (Brennessel). Natürlich ist auch sie in der Pharmacopoea Austriaca 1820 aufgeführt und hat auch heute noch eine gewisse Bedeutung in urologischen Anwendungsgebieten. In Zeiten in denen wertvolle Nahrung gegen Ende des Winters rar war, war die Bedeutung der Brennessel als Nahrungsbestandteil hoch („Brennesselspinat“)
Danach marschierte
ich auf den Haselbach zu und war entsetzt darüber, wie trocken alles im Wald
war. Bei der Ankunft am Haselbach bemerkte ich statt eines stattlichen Baches
ein Rinnsal, das ich mit einem großen Schritt überqueren konnte.
Auf der
anderen Seite des Haselbaches ging es wieder steil bergauf zu der Stelle, an
der ich die Erlen weiß.
Da viel mir
dann ein, dass ich ja eine Stelle kenne, an der Daphne mezereum
(Seidelbast) wächst. Groß war meine Freude, dass ich wirklich ein wunderschöne
Exemplar, gleich neben einem Weg wiedertraf. Blühend mit gerade sich
entwickelnden Blättern.
Auch Daphne mecereum ist in der Pharmakopoea Austriaca 1812 angeführt. Sie soll als Abführmittel und Brechmittel benutzt worden sein. Heute hat er allerdings nur mehr als wundervolle Giftpflanze Bedeutung.
Nachdem ich
mich ausgiebig dem Seidelbast gewidmet hatte, wendete ich mich der Stelle nahe
dem Haselbach zu, an der ich die Erlen wusste.
Zuerst
vielen mir aber einige Jungpflanzen auf, die ich in diesem jungen Stadium des
Austriebs nicht kenne. Da ich aber weiß, dass sie da wachsen und sie so
ausschauen, nehme ich an, dass es sich um Petasites albus (Weiße
Pestwurz) handelt.
Nachdem ich die Pestwurz fotografiert hatte, fand ich auch tatsächlich zuerst die am Boden liegenden Zapfen des Vorjahres, danach auch einen Baum und mehrere seiner Nachkommen und die Kätzchen der Erlen. Da es sich um einen Baum handelt, ist es entweder eine Grau-, oder Schwarzerle. Die Grünerle wächst ja als Strauch. Da es noch keine Blättere gibt, kann ich diese noch nicht beurteilen. Ich glaube mich aber aus dem letzten Jahr zu erinnern, dass die Blätter wie die einer Schwarzerle aussehen (Alnus glutinosa), dass sie also verkehrt eiförmig sind und nicht zugespitzt. Da die Blüten lange vor den Blättern kommen, werde ich in späteren Spaziergängen das Geheimnis lüften.
Beim recht steilen
Anstieg durch den Sauwinkel bemerkte ich noch eine blühende Primel. Sie hat
keine Stängel, es sollte sich also um Primula acaulis (stiellose Primel)
handeln. Diese ist bei uns viel auf Wiesen in Gärten, aber auch außerhalb
vorhanden. Im Wald hätte ich sie mir nicht unbedingt erwartet.