Da das Nervensystem gut gegenüber der Außenwelt abgegrenzt ist, sind Infektionen des Nervensystems eher selten bis sehr selten.
Das respiratorische System und der nahrungsaufnehmende Trakt sind aufgrund ihrer Funktion ja ständig in Kontakt mit der Außenwelt und damit auch mit Krankheitserregern. Infektionen dieser Organsysteme (Schnupfen, Husten, Halsschmerzen, Bronchitis oder Lungenentzündung beim respiratorischen Trakt und Gastritis, erregerbedingte Durchfallserkrankungen usw. beim Gastrointestinaltrakt) sind häufig. Sie stellen in der Allgemeinmedizin häufige Erkrankungsursachen dar. An jedem durchschnittlichen Ordinationstag in der allgemeinmedizinischen Praxis werden zumindest einige Patienten mit einer Infektion des respiratorischen Systems, oder des Gastrointestinaltraktes zu betreuen sein.
Das Nervensystem dagegen ist sehr gut gegen die Außenwelt abgegrenzt. Möglichkeiten, wie Erreger ins Nervensystem dringen können, sind begrenzt.
Die Krankheitserreger müssen Barrieren überwinden, um ins Nervensystem zu gelangen. In der Allgemeinmedizin werden Infektionskrankheiten des Nervensystems selten gesehen.
Manche Krankheitserreger treten irgendwie in das Nervensystem über, ohne dass genau geklärt ist, wie und warum ihnen das in seltenen Fällen gelingt. Aus dem Nasen-Rachenraum treten etwa Meningokokken in das Zentralnervensystem über. Meningokokken kommen auch bei Gesunden regelmäßig im Nasen-Rachenraum vor.
Andere Krankheitserreger treten aus einer primär infizierten Nachbarschaft, dem HNO-Bereich oder einer Lungenentzündung ins Nervensystem über. Das ist bei Pneumokokken gelegentlich der Fall.
Wieder andere Krankheitserreger werden durch den Stich von Insekten oder Zecken eingebracht und befallen bevorzugt (auch) das Zentralnervensystem. Dazu gehören die FSME, oder selten die Borreliose und die japanische Encephalitis.
Eine weitere Möglichkeit ist, dass Krankheitserreger z.B. durch Sexualkontakt übertragen, gelegentlich andere Organe befallen, aber selten auch das Nervensystem. Ich denke dabei an Herpes, HIV, Lues. Der Befall des ZNS ist zwar selten, aber dann unter Umständen besonders dramatisch.
Oder der Befall des Zentralnervensystems ist eine Komplikation einer schweren Infektion der Herzinnenhaut und der Herzklappen, der Endokarditis. Infiziert Blutgerinnsel werden in diesem Fall (auch) in das Gehirn geschwemmt.
Ein weiterer Weg wie das Nervensystem akute Infektionserkrankungen entwickeln kann, ist, dass eine Infektion in der Kindheit dazu führt, dass das Virus lebenslang im Körper überdauert. Es wird vom körpereigenen Immunsystem unterdrückt. Unter Umständen kommt es dann später zu einem neuerlichen Aufflammen der Infektion, die aber nunmehr das Nervensystem betrifft. Ein Beispiel dafür wäre der Herpes zoster, der als Spätmanifestation der Windpocken relativ häufig auftritt.
Das Poliomyelitisvirus (Kinderlähmung) wird oral übertragen, führt aber in den meisten Fällen lediglich zu einer Durchfallserkrankung. Nur in relativ seltenen Fällen werden die Barrieren zum zentralen Nervensystem überwunden und es kommt zur Erkrankung des Rückenmarks. Da aber die Ansteckung so leicht erfolgt, gab es vor Einsatz der Impfung Epidemien, in denen auch die neurologischen Manifestationen häufig waren und reihenweise Beatmungen aufgrund des Funktionsverlustes der Atemmuskulatur nötig waren.
Denkbar ist natürlich die direkte Einbringung eines Erregers durch eine Verletzung des Nervensystems selbst. Oder es wird ein anderes Organ verletzt und der Erreger befällt selektiv das Nervensystem.
Ein solcher Sonderfall und gleichzeitig Beispiel für ein neurotropes Virus ist die Tollwut. Die Einbringung des Virus erfolgt zwar durch eine Verletzung der Haut- oder Schleimhautbarriere (klassisch z.B. Hundebiss), aber den Weg in das Zentralnervensystem findet das Virus ganz gezielt und selektiv über die Nerven.
Beim Tetanus wird ebenfalls der Erreger durch eine Verletzung eingebracht. In diesem Fall sind es aber Giftstoffe, die hemmende Nervenzellen lähmen und durch das ungehemmte Überwiegen von motorisch erregenden Nervenzellen zu massiven Krämpfen und letztlich zum Tode führen.
Eine Möglichkeit wäre auch der Befall des Zentralnervensystems mit Würmern bzw. deren Larven. Das ist zwar bei uns eine Rarität, ist aber in manchen Weltengegenden gar nicht so selten. Bei uns gab es in den letzten Jahren eine Zunahme des Fuchsbandwurmes und immerhin werden inzwischen bis zu 20 Fälle im Jahr in Österreich diagnostiziert. Die Neurozystizerkose (Befall des Gehirns mit Larven des Schweinebandwurms) ist bei uns zwar sehr selten, weltweit aber verbreitet und ist weltweit z.B. die häufigste erworbene Ursache einer Epilepsie.
Letztlich kann es vorkommen, dass durch Infektionen des Respriations- oder Gastrointestinaltraktes Autoimmunprozesse in Gang gesetzt werden, die dann zu einer Funktionsstörung des Nervensystems führen, ohne dass dieses eigentlich infiziert wäre. Das typische Beispiel ist das sogenannte Guillain-Barré-Syndrom.
Viel seltener, aber letztlich immer langsam tödlich verlaufend ist die subakut sklerosierende Panencepahlitis, die einige Jahre nach einer Masernerkrankung auftritt.
Wird im Allgemeinen als Vierfachimpfung gemeinsam mit der Impfung gegen Diphterie, Tetanus und Keuchhusten verabreicht. Auffrischungen im Erwachsenenalter sind nötig.
Wird im Allgemeinen als Vierfachimpfung gemeinsam mit der Impfung gegen Diphterie, Kinderlähmung und Keuchhusten verabreicht. Auffrischungen im Erwachsenenalter sind nötig.
Als Komplikation kann durch Toxine des Erregers auch eine Polyneuritis (Nervenentzündung) entstehen, die zu schweren Ausfällen, vor allem der Hirnnerven führen kann. Die Impfung erfolgt gemeinsam mit der Impfung gegen Polio, Keuchhusten und Wundstarrkrampf.
Es stehen ein Impfstoff gegen die Serogruppe B (in Österreich am häufigsten) und ein Impfstoff gegen die Serogruppen A,C,W,Y (als Reiseimpfung, aber auch in Österreich möglich) zur Verfügung.
Die Impfung gegen Pneumokokken erfolgt im Säuglings- bzw. Kleinkindesalter und dann wieder ab dem 60. Lebensjahr. Bei speziellen Risikopatienten wird in jedem Lebensalter der Impfschutz angestrebt.
Die Impfung erfolgt im Säuglingsalter, aber spätestens bis zum 5. Lebensjahr. Später nur mehr in speziellen Risikosituationen, z.B. bei Asplenie.
Impfempfehlung ab dem 1. Lebensjahr, regelmäßige Auffrischungsimpfungen.
Reiseimpfung in den Süd- und Ostasiatischen Raum.
Empfohlen ab dem 50. Lebensjahr
Wenn man noch keine Windpocken hatte, besteht im Kindes- und früherem Erwachsenenalter eine Impfempfehlung für Varicellen.
Reiseimpfung, praktisch für jede Destination außerhalb Westeuropas.
In manchen Fällen führen Masern einige Jahre nach der Infektion zur tödlich verlaufenden „subakut sklerosierenden Panencephalitis“. Eine Impfung ist ab dem 10. Lebensmonat (gemeinsam mit Mumps und Röteln) unbedingt empfohlen und soll, wenn der vollständige Impfschutz nicht sicher ist, in jedem Lebensalter nachgeholt werden.