Eine Insomnie ist eine Schlafstörung, die dadurch gekennzeichnet ist, dass Betroffene über einen Zeitraum von mindestens einem Monat, mindestens 3 Tage in der Woche Ein- und/oder Durchschlafstörungen haben, die mit einer Beeinträchtigung der Tagesbefindlichkeit oder der Leistungsfähigkeit am Tag einhergehen. Die Symptomatik ist nicht durch eine andere körperliche oder psychiatrische Störung bedingt.
Nicht als Insomnie wird die Schlafstörung bezeichnet, wenn nicht ausreichend Gelegenheit zum Schlaf besteht, wenn der Schlaf durch Substanz- oder Medikamenteneinnahme gestört ist (z.B. Koffein, Alkohol, sonstige psychotrope Substanzen, Medikamente), oder wenn es sich um eine Störung des Schlaf-Wach-Rhythmus handelt.
Ungefähr 10% der Erwachsenen in industrialisierten Ländern leiden an einer chronischen Insomnie.
Nach einer anderen Studie, die genauer die Kriterien erfragt, erfüllen immer noch 5,7% die Kriterien einer Screeningdiagnose einer Insomnie. (ca 70% hatten im letzten Jahr Symptome einer Schlafstörung, bei ca. 30% trat diese mindestens dreimal pro Woche auf, zusätzlich schlechte Schlafqualität hatten 22%, zusätzlich eine Tagesbeeinträchtigung wie Müdigkeit oder Erschöpftheit lag dann bei 5,7% vor.)
Bei ca. 70% persistieren di e Beschwerden über ein Jahr, bei 45% über drei Jahre.
Als Ursachen der Insomnie spielen prädisponierende, auslösende und aufrechterhaltende Faktoren eine Rolle.
Als prädisponierende Faktoren werden genetische Charakteristika und Persönlichkeitscharakteristika (z.B. Neurotizismus, oder maladaptiver Perfektionismus) angesehen, die aber im individuellen Fall oft nicht nachgewiesen werden können.
Belastende Ereignisse, oder Umstände kommen sehr oft als Auslöser von Schlafstörungen in Frage. Diese akuten Schlafstörungen sind sehr häufig, aber oft nur kurz dauernd (weniger als drei Monate).
Oft bilden sich die Schlafstörungen nach Wegfall der Stressoren wieder zurück. Manchmal überdauern die Schlafstörungen die auslösende Ursache und werden chronisch.
Für die Entwicklung einer chronischen Insomnie kommen oft aufrechterhaltende Faktoren oder eine andauernde Belastung hinzu.
Zu den aufrechterhaltenden Faktoren zählen unter anderem sogenannte „maladaptive Coping-Strategien“. Das heißt, Dinge, die man zur Bekämpfung von Schlafstörungen oder deren Auswirkungen lieber nicht tun sollte. Dazu gehören beispielsweise zu langer Aufenthalt im Bett, oder ein Mittagsschlaf, die den sogenannten „Schlafdruck“ (entspricht etwa: Müdigkeit zur Schlafenszeit) reduzieren. Eine weitere, die Schlafstörung aufrechterhaltende falsche Strategie ist, den Stress mittels Alkohol oder sonstiger psychotroper Substanzen zu bekämpfen.
Auch neurobiologische Faktoren können dazu führen, dass das Stressniveau nach Reduktion des Stressors noch weiter hoch bleibt.
Als weitere Schlafstörungen aufrechterhaltende Faktoren kommen Sorgen und Grübeln in Frage. Das kann auch einfach das Grübeln über die Schlafstörung selbst, oder Sorgen vor den befürchteten Folgen der Schlafstörung sein.
Letztlich sind äußere Störungen des Schlaf-Wach-Rhythmus relevant. Das sind z.B. unregelmäßige Schlafenszeiten, besonders bei Schichtarbeit, aber auch bei einem sehr unregelmäßigen Lebensstil.
Die Insomnie beeinträchtigt laut Definition das Wohlbefinden. Ohne Beeinträchtigung wird die Diagnose gar nicht gestellt.
Darüber hinaus stellt sie einen unabhängigen Risikofaktor für Herz-Kreislauferkrankungen, Gewichtszunahme und Diabetes, Krankschreibung, Arbeitsunfälle, psychische Erkrankungen (Demenz, Depression, Suizidalität, Angststörung und Substanzabhängigkeit) dar.
Die Insomnie ist eine häufige, häufig chronisch verlaufende Störung, die die Lebensqualität beeinträchtigt und einen Risikofaktor für andere schwerwiegende Erkrankungen darstellt.
Diese Tatsachen begründen ausreichend eine Beschäftigung mit dieser Störung.
Zunächst wird einmal das Problem der verlängerten Zeit bis zum Einschlafen, die verkürzte Schlafdauer, das (häufige) nächtliche Erwachen, das lange Wachliegen, nach einem Erwachen und die damit verbundenen Auswirkungen auf die Lebensqualität und Vitalität tagsüber erhoben. Neben der Anamnese (dem ärztlichen Gespräch) sind validierte Fragebögen dabei hilfreich.
Mutmaßliche Auslöser und aufrechterhaltende Faktoren für die Schlafstörung werden besprochen.
Weiters werden Hinweise auf andere Ursachen für den gestörten Schlaf z.B. ein Restless Legs Syndrom erfragt.
Dann wird ausgeschlossen, dass die Schlafstörung das Symptom einer körperlichen oder psychischen Erkrankung, oder eines Substanzgebrauchs ist. Beziehungsweise werden solche Erkrankungen und Störungen in die weiteren Überlegungen eingeschlossen.
Nach den ersten diagnostischen Schritten ist die medizinische Diagnose einer „Insomnie“ oder „insomnischen Störung“ ausreichend gesichert.
Es besteht weitgehender Konsens darüber, dass nicht-medikamentösen Verfahren, in der Langzeitbehandlung von Schlafstörungen eingesetzt werden sollen.
Am besten wissenschaftlich abgesichert ist eine Methode, die unter der Bezeichnung „Kognitive Verhaltenstherapie bei Insomnien“ (KGV-I) bekannt ist.
Alle erfolgreichen Methoden bedienen sich folgender Elemente:
• Psychoedukation (Aufklärung über Schlaf- und Schlafstörungen)
o Zwei-Prozess-Modell der Schlafregulation
Nach schlechten Nächten werden wieder gute Nächte folgen
Erklärung von Schlafrestriktion und Stimuluskontrolle
o Schlafhygienische Maßnahmen
• Methoden der Schlaf-Wach-Strukturierung
• Entspannungsmethoden
• Kognitive Techniken zur Reduktion nächtlichen Grübelns und zur Veränderung dysfunktionaler Überzeugungen
o Gedankenstuhl
o Umstrukturierung dysfunktionaler Gedanken
Medikamente sind in der Therapie von gelegentlichen, oder nur einige Wochen andauernden Schlafstörungen gut wirksam, bei sonst gesunden Personen risikoarm und etabliert.
Da Schlafstörungen aber oft chronisch sind, stellt sich die Frage nach der Langzeitanwendung.
Hier gibt es gewisse Risikofaktoren, die zu beachten sind. Wenn die Anwendung in regelmäßigen Gesprächen zwischen Arzt und Patient reflektiert werden, kann die Langzeitanwendung von Medikamenten zur Therapie von Schlafstörungen im individuellen Fall eine geeignete Lösung sein. Nicht-medikamentöse Maßnahmen sollen aber jedenfalls auch in diesen Fällen Beachtung finden.