Am 27. Juli konnte ich mit meiner Tochter Lena wieder einmal die Trisselwand besteigen. Die Tour ging vom Tressensattel über den Ahornkogel auf den Trisselberg.
Wenn man die Trisselwand von unten aus bewundert, ist es kaum zu glauben, dass man da rauf kommt. In Wirklichkeit ist es aber eine kleine bis mittlere Tagestour und für jeden, der ein bisschen Bergwandern kann und einigermaßen trittsicher ist bewältigbar.
Da meine Töchter am Abend bereits in Wien ihre Verabredungen hatten, mussten wir ein bisschen auf die Zeit schauen. Trotzdem konnte ich ein paar Pflanzen fotografieren, die mir besonders auffielen.
Immer wieder freue ich mich, wenn ich einen Vertreter der Familie der Orobanchaceae antreffe.
Bei der Gattung Orobnacha handelt es sich um Vollschmarotzer. Das heißt, sie dringen mittels Haustorien in Wirtspflanze ein und entziehen diesen Zucker. Zur Photosynthese sind sie nicht in der Lage, es fehlt ihnen Cholorophyll. In den Bildern sind nur die beige-rosa Pflanzen in der Mitte die Orobanchae, das Grüne rundherum sind andere Pflanzen.
Die Blüten der Orobnachaceae erinnert an Lippenblüten. Tatsächlich gehören sie in der höheren Rangstufe zur Ordnung der Lamiales/Lippenblütlerartige.
Zur Familie Ericaceae (Heidekrautgewächse) gehört Rhododendron hirusutum/ bewimperte Alpenrose die häufig im Toten Gebirge (Kalkalpen) vorkommt.
Rhododendron hirsutum/ bewimperte Alpenrose zeigte an, dass wir schon den größeren Teil des Aufstieges hinter uns hatten. Sie gedeiht in den kalkreichen Krumholzgebüschen und Heiden. Dieses Exemplar fotografierte ich nachdem wir den Ahornkogel schon hinter uns hatten. Auf dem Weg zwischen Ahornkogel und Trisselberg.
Im Kalkgestein ebenfalls recht häufig anzutreffen ist Achillea clavennae/ Bittere Schafgarbe. Beim Reiben der Blätter verströmt sie einen chrakteristischen starken Geruch, der mich immer wieder fasziniert.
Und schon ist das Gipfelkreuz der Trisselwand, wohl der Trisselberg (im Allgemeinen sagt man nur Trisselwand) erreicht.
Am Rückweg nehme ich mir noch Zeit einige Pflanzen im Vorbeigehen zu fotografieren.
Die erste ist das Sonnenröschen Gattung Helianthemum aus der Familie der Cistrosengewächse. Ich nehme an, dass es sich um die Art Helianthemum alpestre/ Alpensonnenröschen handelt, die in den Kalkalpen häufig ist. An den oberen Blättern finden sich Nebenblätter. Möglicher Weise handelt es sich auch um Heliantemum nummularia/ Gewöhnliches Sonnenröschen (Mit Nebenblättern). (Das kommt davon, wenn man sich an Ort und Stelle nicht ausreichend Zeit nimmt.)
Charakteristisch für Helianthemum ist unter anderem auch, dass von den fünf Sepalen/ Kelchblättern drei deutlich größer und zwei deutlich kleiner sind. Leider sind die Fotos, auf denen ich das zeigen wollte zu unscharf, als dass es sinnvoll wäre, sie zu zeigen.
Zur Familie der Melantiaceae/Germergewächse gehört der weiße Germer, der bei uns auf den Almen häufig ist.
Er ist eine sehr giftige Pflanze, die vom Großvieh im allgemeinen gemieden wird. Bei Schafen, Ziegen und Kälbern soll es aber zu Vergiftungen kommen. Die Giftstoffe sind die Alkaloide Protoveratrin und Germerin. Als Arzneipflanze soll Veratrum album/weißer Germer als Brechmittel, Diuretikum und purgierend (abführend, reinigend) verwendet worden sein.
In der gleichen Gegend, also den Almen an der Baumgrenze mit tiefgründigen Böden gedeiht die giftigste Pflanze Mitteleuropas. Sie ist zugleich eine meiner Lieblingspflanzen. Zur Familie der Ranunculaceae/Hanhnenfußgewächse gehört die Gattung Aconitum/Eisenhut. Hier Aconitum napellus/ der blaue Eisenhut.
Man erkennt ihn daran, dass der „Eisenhut“ also das oberste Kronblatt breit ist. Beim ähnlichen Aconitum variegata/ bunter Eisenhut ist dieser Helm deutlich höher als breit. Die Farbe ist kein so sicheres Unterscheidungsmerkmal. Der bunte Eisenhut ist oft heller, fleckig (also bunt) aber an sich auch blau. Und ein heller blauer Eisenhut kann schon einmal heller als ein dunkler bunter Eisenhut sein.
Wie dem auch sei, giftig und wunderschön sind sie beide. Der Giftstoff ist das Alkaloid Aconitin. Früher wurde er trotzdem als Arzneipflanze genutzt.
An einem Regentag war ich wieder einmal im Kammerhofmuseum und freue mich besonders das Buch „Orchideen im Ausseerland und im Ennstal“ von M. Kohlbacher und S. Köberl gefunden zu haben. Das erleichtert mir als „nicht Orchideenexperte“ durch die Einschränkung auf rund 40 Arten, die sich zum Großteil deutlich unterscheiden, die Bestimmung erheblich.
Schon bei dieser ersten Wanderung, nachdem ich das Büchlein gekauft hatte, konnte ich mich gleich orientieren, als ich zurück am Altaussee Epipactis atrorubens/ die braunrote Ständelwurz bemerkte.